Les Fantômes - Ghost Trail

Filmkritik von Walter Gasperi
Ein dem Assad-Regime entkommener Syrer jagt in Mitteleuropa einen der desertierten Folterknechte: Jonathan Millet gelingt mit seinem Spielfilmdebüt ein hochspannender, konzentrierter Mix aus Thriller und Psychodrama, der quälend intensiv von Traumatisierung, Exil und dem Wunsch nach Vergeltung erzählt.
Das Regime von Baschar al-Assad wurde zwar nach einem mehr als zehnjährigen Bürgerkrieg im Dezember 2024 gestürzt , dennoch ist Jonathan Millets Spielfilmdebüt nicht überholt. Denn "Les Fantômes – Die Schattenjäger" baut zwar auf dem konkreten zeitgeschichtlichen Hintergrund auf, ist andererseits aber zeitlos mit der Thematisierung des Schreckens einer Diktatur, der Traumatisierung der Opfer und deren Verlangen nach Vergeltung.
Der 1985 geborene Franzose Jonathan Millet, der nach einem Studium der Philosophie und zahlreichen Reisen in schwer zugängliche Länder Dokumentarfilme unter anderem über den Amazonas und die Antarktis gedreht hat, versetzt in seinem ersten Spielfilm von der ersten Szene an unmittelbar in die Perspektive seines Protagonisten.
Wie man hier zu Schwarzfilm zuerst nur leises Atmen hört, das sukzessive lauter wird und mit weiteren Geräuschen eine beunruhigende Atmosphäre erzeugt, bis durch Schlitze in der Plane Licht auf die mit Männern überfüllte Ladefläche eines LKW fällt und schließlich Schüsse knallen, stimmt schon auf die großartige Arbeit des Tonmeisters Nicolas Waschkowski und des Elektro-Pop-Musikers DJ Yuksek ein.
Mitten in der Wüste werden die Männer von Soldaten, in der Meinung, dass sie umkommen werden, ausgesetzt. Intensiv blickt der junge Hamid (Adam Bessa) auf seine Peiniger, ehe der Film mit einem Schnitt zwei Jahre von 2014 bis 2016 überspringt und von Syrien nach Straßburg wechselt.
Hier arbeitet Hamid, der sich manchmal auch Nasir, Bassem oder Saleh nennt auf einer Baustelle. Wenn seine Kollegen fast ausschließlich Afrikaner sind, sagt das auch einiges über die Arbeitsverhältnisse im heutigen Mitteleuropa. Doch diese Arbeit ist nur Tarnung, denn der Flüchtling, der in seiner Heimat Literaturprofessor war, ist vor allem daran interessiert mittels eines Fotos einen ebenfalls aus Syrien geflohenen Landsmann aufzuspüren.
Dabei arbeitet er nicht allein, sondern ist Teil einer Gruppe, die im Untergrund agiert. Ihr Ziel ist es desertierte Handlanger des Assad-Regimes aufzuspüren. Diese sollen mit belastendem Material der Gerichtsbarkeit übergeben werden, aber auch Gedanken an Selbstjustiz bleiben dabei nicht aus.
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