Baby

Filmkritik von Walter Gasperi
In Marcelo Caetanos zweitem Spielfilm sucht ein junger Haftentlassener in der queeren Szene São Paulos Orientierung und Geborgenheit: Ein ungeschöntes, aber empathisches Porträt der Community, das durch Farb- und Lichtdramaturgie dicht Verlorenheit und Melancholie, aber auch Sehnsucht und Leidenschaft evoziert.
Zuerst sieht und hört man nur einen Trommler, dann kommt eine ganze Blasmusikkapelle dazu. Nicht ein Konzert wird hier geboten, sondern die Gruppe spielt in einem Gefängnis von São Paulo und Anlass ist die Entlassung des 18-jährigen Wellington (João Pedro Mariano), der zwei Jahre inhaftiert war.
Wie mit dieser ungewöhnlichen Musikszene bricht Marcelo Caetano noch mehrmals die Handlung mit Performances von Wellingtons queeren Freunden in Parks, Bussen oder der U-Bahn auf. Mit ihren unkonventionellen Outfits, ihrer grellen Schminke und ihrem expressiven, Voguing genannten Tanz betonen die Mitglieder ihre Nonkonformität und ihre Individualität, strahlen aber auch Lebensfreude und Leidenschaftlichkeit aus.
Wellington aber will zunächst nur zurück zu seinen Eltern, muss in deren alten Wohnung aber erfahren, dass sie ohne Angabe der Adresse die Stadt verlassen haben. Mittellos findet er Unterkunft zunächst bei seinen queeren Freunden, lernt dann in einem Porno-Kino den 42-jährigen Sexarbeiter Ronaldo (Ricardo Teodoro) kennen.
So entwickelt sich nicht nur eine Liebesbeziehung, sondern Ronaldo führt Wellington auch in das Milieu ein, in dem der junge Mann bald unter dem Namen "Baby" zu arbeiten beginnt. Doch die Beziehung ist konfliktbeladen, denn Ronaldo ist einerseits eifersüchtig auf jeden Kontakt Wellingtons, andererseits ist sich dieser unsicher, ob Ronaldo wirklich der richtige Partner für ihn ist und sehnt sich zudem weiterhin nach einer Wiederbegegnung mit seiner Mutter.
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