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Témoin Indésirable

CH 2007, 85 Min., OV/df, Regie: Juan José Lozano, Dokumentarfilm

Témoin Indésirable

Rezension von Geri Krebs

Kolumbien ist für Journalisten eines der gefährlichsten Länder der Welt. Handfeste Morddrohungen gegen Medienschaffende, die sich nicht mit Verlautbarungen der Regierung bezüglich des anhaltenden bewaffneten Konfliktes zufrieden geben, sind an der Tagesordnung - und oftmals bleibt es nicht bei Drohungen.

Journalisten, die als Reporter direkt vor Ort arbeiten, die versuchen, Interviewpartner zu finden unter den direkt Beteiligten, also den Paramilitärs, der Guerilla oder der Armee, setzen ihr Leben aufs Spiel. Einer, der sich diesen Gefahren seit 15 Jahren aussetzt, ist der 1968 geborene Hollman Morris. In seiner TV-Sendung „Contravia“ vermittelt er Realitäten des südamerikanischen Landes, die jenen Floskeln der Regierung direkt zuwiderlaufen, der bewaffnete Konflikt sei zu Ende und es gebe allenfalls noch Drogenhändlerbanden, die nun mit aller Macht bekämpft würden. In einer der ersten Szenen von „Témoin indésirable“ sieht man die Folgen dieses „Drogenbekämpfungsprogramms“: Verbrannte Felder, zerstörte Hütten, verzweifelte Menschen. Inmitten des Geschehens, mit Mikrophon und Handy, will Hollman Morris den zuständigen Kommandanten der Armee für eine Stellungnahme erreichen. Er wirkt dabei wie ein Don Quijote - ein Bild, das Morris im Verlauf des Dokumentarfilms einmal selber bemüht. Dabei ist er ein unerschrockener Kämpfer, der unter widrigsten Umständen jene Bilder liefert, die die Regierung gerne unterdrücken würde. „Der Journalismus hat eine wichtige Rolle dabei gespielt, dass die kolumbianische Regierung heute behaupten kann, es gebe keinen bewaffneten Konflikt mehr im Land“, sagt Hollman Morris an einer Stelle, und es ist klar, dass er hier gegensteuern will.

Der Film zeigt aber auch die Widersprüchlichkeit des offiziellen Kolumbien. Etwa darin, dass Hollman Morris in Bogotá, wo er mit seiner Familie lebt, sich ständig mit einer bewaffneten Eskorte bewegt – von der Regierung zur Verfügung gestellt. Mit zunehmender Filmdauer verliert Regisseur Juan José Lozano leider etwas die Distanz zum Porträtierten. Dies rückt das Bild des couragierten Kämpfers für Pressefreiheit und Menschenrechte in die Nähe eines Heiligen. Das ist schade für einen wichtigen und spannenden Dokumentarfilm.
(Geri Krebs)

 

Kinos So 05.07.09

Bern: Um 12.30 Uhr im Kellerkino
 

Kritiken

National International
- Isabel Bures in art-tv.ch - Camille Pollas in critikat.com
- Julia Zutavern in zueritipp.ch - Jacques Mandelbaum in lemonde.fr
- Interview von Anouk Henry mit Juan José Lozano in amnesty.ch  
   
Offizielle Website Verleiher
www.temoinindesirable-lefilm.com Agora / Xenix Film

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