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Desert Flower

UK 2009, 120 Min, E/df, Regie: Sherry Hormann, mit Liya Kebede, Sally Hawkins, Timothy Spall

Desert Flower

Rezension von Walter Gasperi

1998 landete das aus Somalia stammende Topmodel Waris Dirie mit ihrem autobiographischen Roman „Wüstenblume“ – der Titel ist die Übersetzung von „Waris“ - nicht nur einen Bestseller, sondern machte auch weltweit auf die weibliche Genitalverstümmelung in afrikanischen Ländern aufmerksam.

Sherry Hormanns Verfilmung setzt nicht mit der Kindheit Diries ein, sondern stellt ihr Migrantenschicksal in England, ihre Freundschaft mit einer Verkäuferin (Sally Hawkins) und ihre Entdeckung durch den Modefotografen Terry Donaldson (Timothy Spall) in den Mittelpunkt. Erst im Laufe des Films gibt Hormann sukzessive in Rückblenden Einblick in den Weg Diries (Liya Kebede) von Somalia nach England. In knappen Szenen wird da von der Flucht aus ihrer Nomadenfamilie um einer Zwangsverheiratung als 13-Jährige zu entgehen, dem Aufenthalt bei der Familie ihrer Großmutter in Mogadischu und ihrem Leben als Dienstmädchen des somalischen Botschafters in London erzählt. Wie diese Stationen aber nur abgehakt und nie vertieft werden, so beschränkt sich auch die Haupthandlung auf oberflächliche Nachzeichnung einer Karriere ohne irgendetwas vom tragischen Schicksal einer Migrantin zu vermitteln und erfahrbar zu machen ohne einen kritischen Blick hinter das Model-Business zu werfen. Genau die Geschichte vom „Nomadenmädchen zu den Laufstegen der Welt“, von der sich Dirie selbst immer mehr distanzierte, erzählt Hormann so und schwelgt auch penetrant in Fotoshootings und Szenen von exklusiven Modeschauen.

Nicht zum ernsten Thema passen auch slapstickartige Szenen und die Besetzung von Diries Freundin mit Sally Hawkins, die ihre Rolle aus Mike Leighs „Happy Go Lucky“ hier nochmals aufwärmt, wirkt ebenso deplatziert wie Timothy Spall als Starfotograf. Auch Juliet Stevenson als Mode-Agentin fällt mit ihren wiederholten, allerdings immer auch überraschend schnell wieder abflauenden Tobsuchtsanfällen nicht gerade positiv auf.

Nicht das zentrale Thema, sondern nur ein Thema neben vielen, zu denen beispielsweise auch eine kitschige fiktive Liebesgeschichte Diries zu einem Afroamerikaner gehört, ist so auch die weibliche Genitalbeschneidung, deren Schilderung Hormann als dramatischen Höhepunkt ans Ende des Films setzt. Zu Gute halten kann man dem Film immerhin, dass er in seiner glatten, Emotionen schürenden Erzählweise ein großes, vor allem weibliches Publikum ansprechen und so nach dem Bestseller vor 11 Jahren ein zweites Mal einer breiten Öffentlichkeit Kenntnis von der grausamen Tradition der Frauenbeschneidung vermittelt dürfte.
(Walter Gasperi)

Kritiken

National International
- - Christina Tilman in tagesspiegel.de
- - Daniel Kothenschulte in fr-online.de
- - Daniel Sander in spiegel.de
- - Susan Vahabzadeh in sueddeutsche.de
Offizielle Website Verleiher
www.desertflower-movie.com Rialto

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