Xenix im Oktober: Frances McDormand

Als unverwechselbare Charakterdarstellerin - und pure Antithese zum Starlet - prägt Frances McDormand seit mehr als 25 Jahren das US-Independent-Kino und ist spätestens mit ihrer Verkörperung der hochschwangeren Polizistin Marge Gunderson in FARGO auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Bevorzugt gibt sie eigenwillig-spröde Frauenfiguren. Dabei hat sich die Actrice in ihren bisherigen 34 Kinorollen nie um ein möglichst vorteilhaftes Äusseres geschert, sondern überzeugte stets vor allem mit Leinwandpräsenz. Wie strahlend sie allerdings sein kann, wenn sie sich für einmal aufbrezelt, zeigt ein anderer Film der Coen-Brüder, THE MAN WHO WASN’ T THERE. Schönheit scheint ihrem Spiel sonst eher im Weg zu stehen und vom Wesentlichen abzulenken. Dazu passt, dass sie sich wie kaum eine andere Schauspielerin ihrer Klasse vor allem kleinen Parts und Nebenrollen verschrieben hat. Um dann in diesen mit so eindrücklichen Performances zu überzeugen, dass die entsprechenden Streifen als eigentliche McDormand-Filme in Erinnerung bleiben. Man denke nur an ihre beängstigende Darstellung der Sportfanatikerin in John Sayles’ LONE STAR oder etwa ihre Betty Weathers, die sich in SHORT CUTS von Robert Altman auf den ebenso sexbesessenen wie unausstehlichen Motorradpolizisten einlässt. Frances McDormand hat in ihrer bisherigen Karriere tatsächlich erst drei tragende Hauptrollen übernommen, wobei ihr Lisa Cholodenko diejenige der kiffenden Musikproduzentin in LAUREL CANYON so passgenau auf den Leib geschrieben hat, dass man sich die Frau im wirklichen Leben sehr gut als Späthippie vorstellen kann.

Das Xenix zeigt im Rahmen seiner grossen Oktober-Retrospektive alle wichtigen Filme mit dieser Ausnahmeschauspielerin, vom absurd-grotesken Coen-Erstling BLOOD SIMPLE über Ken Loachs halbdokumentarischen Polit-Thriller HIDDEN AGENDA, die schräge Provinzposse PALOOKAVILLE von Alan Taylor bis zum überraschenden CITY BY THE SEA, den wir als Premiere zeigen und in dem Francis McDormand an der Seite des grossen Robert De Niro zu sehen ist. Zum Star machte sie aber auch diese Rolle nicht: «Schauspieler arbeiten, und Filmstars haben Karrieren. Ich bin eine Charakterdarstellerin, so einfach ist das.»

Im Kino Xenix in Zürich, 6. Oktober bis 2. November