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OPERNFIEBER im Filmfoyer Winterthur

FARINELLI

von: Filmfoyer; aufgeschaltet am 03.12.2014 17:05

02.12.: DIVA (J.-J. Beineix)
09.12.: FARINELLI (G. Corbiau)
16.12.: U-CARMEN EKHAYELITSHA (M. Dornford May)
23.12.: TROLLFLÖJTEN (I. Bergman)
30.12.: FITZCARRALDO (W. Herzog)

Die Oper gilt als «Kino» des 18. und 19. Jahrhunderts, als Medium der grossen Bilder und Töne. Umgekehrt werden Filme, die sich durch hohe Künstlichkeit und überwältigendes Pathos auszeichnen, als «Filmopern» charakterisiert. Besonders deutlich werden die Verwandtschaften zwischen den beiden darstellenden Künsten am Einsatz der Musik als Stilmittel zur Dramatisierung und Emotionalisierung einer Geschichte. Trotzdem ist das Verhältnis zwischen Film und Oper wesentlich distanzierter als dasjenige zwischen Film und Literatur. Wenn Oper heute im Kino stattfindet, dann meistens, indem Opernszenen oder einzelne Opernmusikstücke in Filme integriert werden. Daneben gibt es Dokumentationen über einzelne Opernaufführungen oder Live-Übertragungen von Bühneninszenierungen. Versuche, eine spezielle Filmsprache für Opern zu finden, sind dagegen selten.

Das Filmfoyer zeigt im Dezember fünf unterschiedliche Grenzgänge zwischen Filmset und Opernbühne:
DIVA von Jean-Jacques Beineix gilt neben BETTY BLUE als wichtigstes Beispiel des «Cinéma du look», einer französischen Filmbewegung der 1980er Jahre, deren Anliegen die Aufhebung der Trennung zwischen «high» und «low» (culture) war. In DIVA wird die Kunstwelt der Oper mit der Pariser Alltagswelt und der Popkultur konfrontiert, was sich stilistisch in ausgefeilten Bezügen zur glatten Oberflächenästhetik von Werbung und Musikvideos und zur neonblauen Popästhetik des New Wave niederschlägt. Inszenierung und musikalische Untermalung sind sehr präsent, die Geschichte rückt durch die farbintensive, effektvolle Bildgestaltung gleichsam in den Hintergrund. Beineix’ Filme wirken deshalb wie Kunstfilme und setzten neue optische Massstäbe.

FARINELLI von Gérard Corbiau erzählt keine historisch authentische Biografie. Vielmehr ist es ein in der Zeit des Barock spielender opulenter Kostüm- und Musikfilm, der die typische, sehr lustvolle Oberflächlichkeit dieses Genres gekonnt in Szene setzt.

Mark Dornford May gelang mit seinem Debütfilm U-CARMEN EKHAYELITSHA eine genaue Beobachtung und Darstellung der Innenansicht einer Township. Die Kamera zeigt in dokumentarischen Aufnahmen das Alltagsleben in Soweto und erzeugt damit ein kraftvolles Spannungsverhältnis zur klassischen Musik von Georges Bizet. Das Casting für die beeindruckenden Darsteller und Sänger fand in mehreren Townships statt. Der Film erhielt 2005 an der Berlinale den Goldenen Bären.

In Ingmar Bergmans TROLLFLÖJTEN (DIE ZAUBERFLÖTE) mögen die Sänger zwar vielleicht nicht mit den grossen Opernstars konkurrieren, dafür bieten ihre Dialoge derb herzliches und realistisches Volkstheater. Statt der üblichen Alberei zwischen Papageno und Papagena entsteht erotische Faszination und ein sinnlich unschuldiger Striptease. Bergman begnügt sich nicht damit, eine Bühnenaufführung zu filmen; er macht die Handlung der «Zauberflöte» menschlicher und benutzt die Kamera als schöpferisches Mittel und Mitspieler im Geschehen – ein optischer und musikalischer Genuss!

Mit dem Vorhaben, eine Oper im Dschungel des Amazonas zu errichten, behandelt FITZCARRALDO ein Thema, das fiebriger kaum sein könnte. Der Film besticht durch eindrucksvolle Landschaftsbilder des Regenwaldes, durch das geniale Spiel von Klaus Kinski, durch die Musik von Popol Vuh und durch ausgewählte Arien von Vincenzo Bellini. FITZCARRALDO wurde unter schwierigsten Bedingungen realisiert und erhielt 1982 am Filmfestival von Cannes den Preis für die beste Regie.

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