Kino Xenix im April: Niedertourige Roadmovies
von: Kino Xenix; aufgeschaltet am 31.03.2011 14:01
Das Roadmovie in seiner klassischen Form – laut, rasant, benzin- und vielfach testos-terongeschwängert – gilt neben dem Western als amerikanisches Filmgenre schlechthin. Doch was passiert, wenn der Fokus für einmal weg vom Ursprungsland und auf die entschleunigten Vertreter der Gattung gerichtet wird?
Die Beschäftigung mit unaufgeregten, nicht amerikanischen Varianten des Genres ist äusserst aufschlussreich. Die ProtagonistInnen dieser Filme sind nicht mehr Aussteiger und Outlaws, sondern gewöhnliche Menschen, liebenswert-schräge Vögel, allenfalls harmlose Exoten. Und ganz im Gegensatz zu fast allen legendären US-Roadmovies spielt die Motorisierung der Fahrzeuge, die in den niedertourigen Filmen unserer Auswahl zum Einsatz kommen, höchstens eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger sind deren Alltäglichkeit, deren erbärmlicher Zustand oder deren Sammlerwert. Es findet also eine generelle Entschleunigung statt, die ihren Ausdruck auch darin findet, dass sehr oft zu Fuss und per Anhalter (seltener im Zug) gereist wird.
Allen ausgewählten Filmen gemein ist das Unterwegssein als Motiv, die Langsamkeit der Fortbewegung als Prinzip – der Weg als Ziel. Wobei sich immer wieder Gelegenheiten ergeben für Begegnungen der meist speziellen Art, sei dies in Wim Wenders’ lyrischem Reisefilm IM LAUF DER ZEIT, in dem Bruno Winter den Kamikazefahrer (seinen späteren Begleiter) nur deshalb kennen lernt, weil er sich auf dem Rastplatz in aller Ruhe rasiert. Oder der Vertreter Krieger in Christian Schochers REISENDER KRIEGER, der auf seinem Weg in die Berge erst dank eines Nickerchens der Bauerntochter begegnet, die ihn später ins Haus ihrer Familie einladen wird. Mehr oder weniger zufällige Begegnungen spielen auch die Hauptrolle im wunderbar mäandrierenden CANDY MOUNTAIN von Robert Frank und Rudy Wurlitzer, in Fridrik Thór Fridrikssons Initiationsgeschichte COLD FEVER vor grandioser Island-Kulisse, in der mittlerweile legendären Sozialstudie TGV von Moussa Touré oder etwa in Takeshi Kitanos tragikomischer Filmperle KIKUJIRO. Und natürlich auch im genialen MAMMUTH von Benoît Delépine und Gustave Kervern, in dem sich Gérard Depardieu auf einer Münch Mammut zu einer Reise in seine Vergangenheit aufmacht – ebenfalls in gedrosseltem Tempo, damit auch hier Zeit für Begegnungen bleibt. Ausserdem: Wo sonst wird so leidenschaftlich und aus vollem Hals und purer Freude (am Steuer) gesungen wie in niedertourigen Roadmovies? Entspannte Reise!
Kino Xenix, Zürich, bis am 28. April
Die Beschäftigung mit unaufgeregten, nicht amerikanischen Varianten des Genres ist äusserst aufschlussreich. Die ProtagonistInnen dieser Filme sind nicht mehr Aussteiger und Outlaws, sondern gewöhnliche Menschen, liebenswert-schräge Vögel, allenfalls harmlose Exoten. Und ganz im Gegensatz zu fast allen legendären US-Roadmovies spielt die Motorisierung der Fahrzeuge, die in den niedertourigen Filmen unserer Auswahl zum Einsatz kommen, höchstens eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger sind deren Alltäglichkeit, deren erbärmlicher Zustand oder deren Sammlerwert. Es findet also eine generelle Entschleunigung statt, die ihren Ausdruck auch darin findet, dass sehr oft zu Fuss und per Anhalter (seltener im Zug) gereist wird.
Allen ausgewählten Filmen gemein ist das Unterwegssein als Motiv, die Langsamkeit der Fortbewegung als Prinzip – der Weg als Ziel. Wobei sich immer wieder Gelegenheiten ergeben für Begegnungen der meist speziellen Art, sei dies in Wim Wenders’ lyrischem Reisefilm IM LAUF DER ZEIT, in dem Bruno Winter den Kamikazefahrer (seinen späteren Begleiter) nur deshalb kennen lernt, weil er sich auf dem Rastplatz in aller Ruhe rasiert. Oder der Vertreter Krieger in Christian Schochers REISENDER KRIEGER, der auf seinem Weg in die Berge erst dank eines Nickerchens der Bauerntochter begegnet, die ihn später ins Haus ihrer Familie einladen wird. Mehr oder weniger zufällige Begegnungen spielen auch die Hauptrolle im wunderbar mäandrierenden CANDY MOUNTAIN von Robert Frank und Rudy Wurlitzer, in Fridrik Thór Fridrikssons Initiationsgeschichte COLD FEVER vor grandioser Island-Kulisse, in der mittlerweile legendären Sozialstudie TGV von Moussa Touré oder etwa in Takeshi Kitanos tragikomischer Filmperle KIKUJIRO. Und natürlich auch im genialen MAMMUTH von Benoît Delépine und Gustave Kervern, in dem sich Gérard Depardieu auf einer Münch Mammut zu einer Reise in seine Vergangenheit aufmacht – ebenfalls in gedrosseltem Tempo, damit auch hier Zeit für Begegnungen bleibt. Ausserdem: Wo sonst wird so leidenschaftlich und aus vollem Hals und purer Freude (am Steuer) gesungen wie in niedertourigen Roadmovies? Entspannte Reise!
Kino Xenix, Zürich, bis am 28. April
rene.moserSPAMFILTER@xenix.ch
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