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Kino Xenix 11.11.2010: Srebrenica - das Leben danach

Kino Xenix 11.11.2010: Srebrenica - das Leben danach

von: Kino Xenix; aufgeschaltet am 05.11.2010 15:18

Die Geschehnisse in Srebrenica vor fünfzehn Jahren haben Spuren hinterlassen, die auch heute noch nachwirken. Diesen Sommer konnten in Srebrenica endlich 776 Menschen unter ihrem eigenen Namen beerdigt werden, die während des Bosnienkrieges ermordet wurden. Jüngst haben Mütter von Srebrenica die ehemalige Chefanklägerin am Uno-Tribunal in Den Haag, Carla Del Ponte, angeklagt, in den Massengräbern gefundenes Beweismaterial willent lich vernichtet zu haben. Und am 14. Dezember wird sich das Abkommen von Dayton aus dem Jahre 1995 jähren, das erst nach dem Massaker überhaupt möglich wurde. Aus aktuellem Anlass zeigen wir deshalb den Dokumentarfilm SREBRENICA 360° von Conny Kipfer und Renate Metzger- Breitenfellner und als Premiere den letztes Jahr in der Semaine de la Critique in Cannes präsentierten Erstling ORDINANARY PEOPLE. Im Anschluss an die Vorführung von SREBRENICA 360° spricht die Historikerin Mira Duronjic mit den beiden Schweizer Filmemacherinnen.

SREBRENICA 360°
Das ostbosnische Städtchen Srebrenica erlangte 1995 traurige Berühmtheit: Serbische Nationalisten ermordeten während des Bosnienkrieges 8000 muslimische Männer und Knaben. Heute strahlt die sanfte Landschaft mit ihren saftig grünen Hügeln und den darin verstreuten bunt gestrichenen Häusern Ruhe aus. Alltägliches Leben findet sich hier: Kinder spielen Fussball, in einer Fabrik wird gearbeitet. Doch der Genozid von damals hat Spuren hinterlassen: Den Frauen fehlen die Männer, die Brüder, die Väter, die Söhne. Die beiden Schweizer FilmemacherInnen suchen Menschen auf und lassen sie von ihrem Leben, ihrer Arbeit, von der Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben – und von der Sehnsucht nach Gerechtigkeit erzählen: Amra Begic, eine Rückkehrerin, die mit anderen 2002 nach Srebrenica zurückkam und heute im Potocari Memorial Center auch die eigenen Erinnerungen wachhält, Hajrija Dozic, die in einer multiethnisch geführten Keksfabrik arbeitet, oder die Kioskbesitzerin Fadila Efendic, die ihren Optimismus trotz der Verluste behalten hat.

11. November 2010, 19.15 Uhr, Kino Xenix; nach dem Film leitet die Historikerin Mira Duronjic ein Gespräch mit den Regisseurinnen Conny Kipfer und Renate Metzger-Breitenfellner

ORDINARY PEOPLE
In der Militärkaserne beginnt ein scheinbar normaler Tag: Auf die Weckrufe hin stürmen die jungen Rekruten in die Waschräume, tauschen kurze verschlafene Blicke aus, besprengen ihre Gesichter mit kaltem Wasser und putzen die Zähne. Wenn sich der junge Dzoni und die anderen am Abend müde in den Ausgang schleppen werden, wird nichts mehr sein wie zuvor. Ohne das Ziel der Reise zu kennen, werden Dzoni und seine Kameraden an diesem Morgen mit dem Bus auf einen verlassenen Hof irgendwo auf dem Lande gefahren. Hier beginnt in der Hitze eines Sommertages ein langes Warten, das mit der Länge einer Zigarette, dem unruhigen Schlaf im spärlichen Schatten eines Baumes oder einem Schluck Alkohol überbrückt wird, bis ein Lastwagen mit Gefangenen die Soldaten aus ihrer Trägheit holt.
Mit einem klinischen Minimalismus und reduzierter Präzision zeigt Vladimir Perisic in seinem Erstling die Entmenschlichung durch einen Krieg und durch Befehle, denen sich das Individuum unterordnet: Gefangen im Moment und in der Unmittelbarkeit, wird die junge Hauptfigur zum Täter. Konsequent und ohne die zeitliche und geografische Distanz, die es einem einfach macht, einen Täter schlicht als monströse Person oder Psychopathen aufzufassen, geht der 1976 in Belgrad geborene Regisseur der unbequemen Frage nach: Wie würde ich mich selber in einer solchen Situation verhalten?

11. November 2010, 21.15 Uhr, Kino Xenix

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