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KIM KI-DUK UND DIE FASZINATION DER SCHULD im April im Filmfoyer

BIN-JIP

von: Filmfoyer; aufgeschaltet am 02.04.2015 17:50

07.04.: FRÜHLING, SOMMER, HERBST, WINTER... UND FRÜHLING
14.04.: BIN-JIP (LEERE HÄUSER)
21.04.: SOOM (BREATH)
28.04.: PIETA

In den letzten zehn Jahren hat sich das koreanische Kino einen festen Platz in der cineastischen Welt geschaffen. Regisseure wie Park Chan-wook, Hong Sang-soo, Bong Joon-ho, Park Kwang-su und Kim Ki-duk sind bekannte Namen an den grossen Filmfestivals und gewinnen regelmässig Preise.

1996 ebnete der Film THE GINGKO BED von Kang Je-kyu den Weg für eine ganze Generation von koreanischen Filmemachern. Es war bereits der zweite Film, der es in die Top 10 der koreanischen Kinocharts schaffte und damit Hollywood die Stirn bot. 2003 gewann OLDBOY von Park Chan-wook den Grand Prix der Jury in Cannes, und die ganze Welt wurde auf das koreanische Filmschaffen aufmerksam – ab da galt es nicht mehr nur als Geheimtipp.

2004 trat auch Kim Ki-duk mit den Filmen BIN-JIP (LEERE HÄUSER) und SAMARIA (SAMARITAN GIRL) ins Rampenlicht. Neun Filme hatte der äusserst produktive Regisseur damals schon gedreht, darunter SEOM (DIE INSEL, 2000) und BOM YEOREUM GAEUL GYEOUL GEURIGO BOM (FRÜHLING, SOMMER, HERBST, WINTER... UND FRÜHLING, 2003). SAMARIA gewann den Silbernen Bären für die beste Regie an der Berlinale und den Silbernen Löwen in Venedig.

Kim Ki-duk, 1960 in Korea geboren, studierte drei Jahre Malerei an der Kunstschule in Paris, bevor er als Autodidakt mit Filmen anfing. Er hat sich stets vom Mainstream abgewandt und eine eigenwillige Filmsprache entwickelt. Seine Figuren sind Aussenseiter – Kriminelle, Prostituierte, Behinderte –, also Menschen, die nicht vom Wirtschaftswunder Korea profitieren. Kim Ki-duk wird geliebt, aber auch gehasst, und man kann durchaus einen Quervergleich zu Lars von Trier ziehen, denn auch ihm werden eine gewisse Brutalität und eine sexistische Haltung vorgeworfen.

Die Obsession für seine Geschichten und Figuren liegt vermutlich in Kim Ki-duks Biografie begründet: Als Sohn eines Koreakriegsveteranen ist er in der nördlichen Kyongsangdo-Provinz Koreas aufgewachsen. Von der Generation seiner Eltern geprägt, diente er nach dem Abbruch der Highschool vier Jahre im Militär. Später war er Fabrikarbeiter. Kim selbst sieht seine Drehbücher als Aufarbeitung seiner Vergangenheit. Strikt wehrt er sich gegen die westliche Einschätzung, er würde eine spezifisch koreanische Form der Empfindung und Ausübung von Gewalt darstellen. Obschon Gewalt und die Abgründe der Gesellschaft zentrale Punkte in seinen Filmen sind, wäre es falsch, diese nur darauf zu reduzieren und den Regisseur als reines Enfant Terrible zu sehen. Zu tiefgründig sind seine Filme. Die Protagonisten agieren oft ruhig und schweigend und eröffnen uns – nicht zuletzt dank Kims sanfter und fokussierter Kameraführung – eindringliche und poetische Momente.

Kim Ki-duks Ausbildung als Maler ist deutlich zu erkennen in der Komposition (cineastisch ausgedrückt: in der „Mise en Scène“) seiner Bilder. Die Filme strahlen eine grosse Spiritualität aus. Immer wieder kann man Bezüge zur Theologie, insbesondere zum Katholizismus entdecken, wenn Themen wie Demut, Tod, Schuld und Erlösung aufscheinen. Es wirkt, als ob Kim Ki-duk den vielen verschiedenen Formen von Schuld nachgeforscht und sie dann auf die Leinwand gezaubert hätte. Wie Märtyrer akzeptieren seine Figuren ihr Schicksal: Sie nehmen die Schuld auf sich und hoffen auf Erlösung.

Neunzehn Filme hat Kim Ki-duk bis anhin gedreht; das Filmfoyer zeigt vier Filme aus Kim Ki-duks Oeuvre. Und Du bist dabei!

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