Februar im Kino Xenix: Lino Ventura, Mann von Format / Archiv / Kinoevents / User-Beiträge / Home / 451°F - Filmportal für Filmschaffende

RUBRIKEN

KINO

UNTERSTÜTZE UNS

Damit wir das Projekt 451° Filmportal aufrecht erhalten können, sind wir auf deine Spende angewiesen. Vielen Dank!

PARTNER

Februar im Kino Xenix: Lino Ventura, Mann von Format

Lino Ventura im Kino Xenix

von: Kino Xenix; aufgeschaltet am 27.01.2011 15:07

Eine Ausbildung zum Schauspieler hatte Lino Ventura nie gebraucht. «Sei du selbst und sonst nichts» – das erwartete 1953 Regisseur Jacques Becker vom immerhin schon 34-jährigen Ventura, der in "Touchez pas au grisbi" an der Seite von Jean Gabin und Jeanne Moreau sein Leinwanddebüt als Gangster geben sollte. Dieser Film veränderte das Leben Lino Venturas, der als kleiner Junge mit seiner Mutter von Parma nach Paris gekommen war, früh die Gesetze der Strasse kennen gelernt hatte, Ringkämpfer und 1950 als Catcher schliesslich Europameister im Mittelgewicht wurde. Nur zehn Jahre nach seinem Auftritt in Beckers Film zählte Ventura zu den bekanntesten, populärsten und bestbezahlten Schauspielern Frankreichs.
Es ging diesem Instinktdarsteller nicht um Filmkunst, und es war deshalb kein Zufall, dass sich in den Fünfzigerjahren kein Regisseur der Nouvelle Vague für ihn interessierte. Dafür aber die Meister des traditionellen Kinos wie Claude Lelouch oder der grosse Stilist Jean-Pierre Melville. Sie nutzten seine Präsenz vor der Kamera und seine Aura als eines sich selbst hundertprozentig treuen Mannes. Eine besondere Rolle spielte José Giovanni, der als Regisseur für den 1969/70 entstandenen Polizeifilm Dernier domicile connu verantwortlich zeichnete und als Autor die (Dreh-)Bücher bzw. Dialoge zu Claude Sautets klassischem Gangsterfilm "Classe tous risques" (1959/60), Melvilles Hochspannungskrimi "Le deuxième souffle" (1966), dem umwerfenden Abenteuerspektakel "Les aventuriers" von Robert Enrico aus dem Jahr 1967 oder etwa Henri Verneuils kultigem Mafia-Streifen "Le clan des Siciliens" (1969) schrieb, die Venturas Image prägen sollten. Ob als Gangster, Polizeikommissar, Abenteurer, Résistance-Kämpfer, Killer, nicht besonders kluger Vater oder Geheimagent – Lino Ventura vermittelt immer den Eindruck, dass hinter den von ihm verkörperten Figuren ein Mann mit Prinzipien und ausgeprägtem Moralbegriff steht, engagiert, verbindlich, markant, authentisch und wortkarg.
Es ist seine minimale Mimik, die zum Markenzeichen einer der grössten Kinolegenden Frankreichs wurde: das Hochziehen einer Augenbraue, das Zucken eines Gesichtsmuskels, das Zusammenpressen der Lippen, die Haltung seines massigen Kopfes. Und dieser skeptische Blick des Einzelgängers, den er oft und gern verkörperte, der im Kampf gegen die Autoritäten meist den Kürzeren zieht, ohne dabei seine Würde zu verlieren: «Das sind für mich richtige Männer. Ich meine damit, dass es nicht lohnt, viel zu reden. Ich rede übrigens nie viel im Film.» Das brauchte er auch nicht, denn er brachte es mit den Werten, die er auf exemplarische Art und Weise verkörpert, zum einzigen europäischen Schauspieler mit der mythischen Aura eines Bogart oder Cagney. Ein Mann von Format – im Film wie im Leben.

3. Februar bis 2. März im Kino Xenix, Zürich

xenixSPAMFILTER@xenix.ch
Kino Xenix