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FRAUEN IM FRÜHEN JAPANISCHEN FILM

Ugetsu Monogatari

von: Filmfoyer; aufgeschaltet am 23.08.2013 12:24

03.09.: TOKYO MONOGATARI / Vorfilm: MODERN NO. 2
10.09.: KARUMEN JUNJOSU / Vorfilm: ANIMAL DANCE
17.09.: UGETSU MONOGATARI / Vorfilm: HAND SOAP
24.09.: ONIBABA / Vorfilm: MECHANISM OF SPRING

Die 1950er/60er Jahre werden das goldene Zeitalter des japanischen Films genannt. Die Nachkriegszeit brachte eine neue Generation von Filmemachern hervor, die sich selbstreflexiv mit ihrem Land auseinandersetzten. Sie beschäftigten sich mit dessen Kultur, Traditionen und Alltag. Alle vier Filme des September-Programms sind sowohl direkte Kritik als auch Studie der japanischen Nachkriegsgesellschaft. Man sagt, wer die Filme dieser Ära verstehe, verstehe die japanische Seele. Zur Aufarbeitung des Krieges gehörte auch die Frage nach der Stellung der Frau in der männlich dominierten japanischen Gesellschaft.

Die tonangebenden Regisseure dieser Zeit sind Akira Kurosawa, Kenji Mizoguchi und Yasujiro Ozu. Im Westen eher unbekannt ist Keisuke Kinoshita, dessen Leben parallel zu Kurosawas verlief: Beide hatten 1943 ihr Regiedebüt; beide galten als die wichtigsten humanistischen Filmemacher im Nachkriegsjapan; beide sind bekannt für ihre formalen und stilistischen Experimente (Kinoshita drehte den ersten japanischen Farbfilm); beide waren stark vom westlichen Kino beeinflusst. Kinoshita war in Japan ein erfolgreicher Regisseur, der keine Berührungsängste mit Genres hatte. Er drehte Melodramen, Komödien und Heimatfilme mit dem für ihn typischen zentralen Thema Verlust und Unschuld. Gerade auch deshalb spielen bei ihm die Frauen oft eine zentrale Rolle.
Im Gegensatz zu Kinoshitas Verwandlungswillen gilt Yasujiro Ozu als Perfektionist, der ein Leben lang versuchte, seine filmische Handschrift zur Vollendung zu bringen. Sein besonderer Stil zeichnet sich durch die tief angebrachte Kamera, so als weile man unter den Protagonisten (in Japan sitzen die Menschen auf Tatamimatten direkt auf dem Boden), die direkten Blicke in die Kamera, fehlende Kameraschwenks, ein zurückhaltendes Schauspiel und ausgewählte Requisiten aus. Seine strengen Arrangements sind nie zufällig und erreichen dadurch fotografische Qualität. Ozu beschäftigte sich mit der Familie und deren Auflösung in der modernen Welt.
Kenji Mizoguchi interessierte sich für die gesellschaftskritischen Sozialdramen und zeigte schonungslos die unwürdige Stellung der Frauen auf. Mit grosser emotionaler Kraft kämpfen seine Protagonistinnen für ein wenig Gleichberechtigung – manche wachsen an der Herausforderung, andere scheitern. Mizoguchi war ein Meister der Tiefenschärfe und wie Ozu ein Perfektionist, der seine Disziplin gefunden hatte. Beide Regisseure waren neben Kurosawa auch im Westen sehr erfolgreich, die grossen Festivals schienen ihre Filme aufzusaugen, und Kritiker sprachen vom echten Kino.
Kaneto Shindô lernte sein Handwerk von Mizoguchi. Bekannt wurde er vor allem mit CHILDREN OF HIROSHIMA, dem ersten japanischen Film über die Atombombe, der 1953 in Cannes lief. Shindô schien das Erbe seines Meisters weiterzuführen und stellte die Frauen ins Zentrum seiner Arbeiten, jedoch mit seinem eigenen Stil. Anfangs der 1960er Jahre verschob er seinen Fokus von der allgemeinen Sozialkritik auf die sozialen Strukturen und die darin wirksamen sexuellen Kräfte. Er bewegte sich weg von den streng formalen Bildern und nutzte die Kamera, um Gefühle zu evozieren.

Als Kontrastprogramm wird vor jedem Film eine Animation des Kurzfilmlabels CALF gezeigt. CALF ist ein unabhängiges Label von japanischen Animationsregisseuren, welche weit weg von der herkömmlichen Vorstellung japanischer Animes Filme produzieren, die in ihrer Eigenheit einmalige Kunstwerke sind.

Bis bald im Filmfoyer!

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