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FARBE. der etwas andere Farbfilm - Sonderveranstaltung

FARBE. der etwas andere Farbfilm - Sonderveranstaltung

von: kult.kino ag; aufgeschaltet am 23.08.2012 15:28

Sonntag, 26. August | 11.00 Uhr | kult.kino atlier
im Anschluss Gespräch mit Regisseur Kurt Meier

Vorweg: Imgrunde ist nicht die Farbe der Star des Films, sondern ein Künstler: Hans Remond. Seit vielen Jahrzehnten lebt und arbeitet er in Basel. Seit vielen Jahrzehnten beschäftigt er sich mit dem Handwerkszeug des Malers, auf der Leinwand entsteht Malerei, auf Papier entstehen Zeichnungen. Und was wäre für ihn wichtiger als die Welt der Farbe. Nicht zuletzt auch bei seinen Objekten. Wir erfahren, auch Weiß ist eine wichtige Farbe.

Sagte ich Star? Im landläufigen Sinn ist Hans Remond das Gegenteil eines Stars. Alle Veräußerung, alles äußerliche Gehabe ist ihm fremd. Er hat sich bei aller Weltgewandtheit etwas sehr Kindliches, etwas sehr Natürliches, Integeres erhalten.

Es gibt im Film eine Szene, die ich eine Schlüsselszene nennen möchte. In ihr zieht der Maler auf einem winzigen Rollwägelchen erst einige kleine Objekte, dann einige farblich gestaltete Würfel hinter sich her. So wie Zweijährige ihre Bauklötze? Ebbe nid, würde ich sagen, wenn ich Basler wäre. Wenn er seine exakt bemalten Würfel hinter sich herschlenkert, sagt der Künstler mir: Es ist nichts Nennenswertes geschehen. Noch immer ist es das gleiche Spiel mit Formen und Farben. Es gab so viele Stile, so viele Farbenlehren, so viele Theorien, so viel Geschriebenes. Über die abstrakte Malerei, die konstruktive, die expressive, die surreale, die informelle, die wilde, die ganz und gar wilde, die konzeptuelle. Ich habe das alles gesehen, scheint er zu sagen, und miterlebt, hab mich damit beschäftigt innen und außen. Geblieben ist mir Leinwand, Holz, Papier, Pappe und die Farbe. Und die Arbeit damit. Und das Spiel damit.

Sicherlich wollte Kurt Meier keinen theorielastigen Film drehen. Gewiß, wir sehen wie in einer Farbenfabrik Farben zusammengerührt werden. Ist es Purpur, das so sinnlich auf einen Haufen platscht? Läuft es auf ein Schlemmermahl zu, oder werden wir an Exkremente erinnert? Wohnen wir beim Entstehen von Preußischblau oder Ultramarin bei? Dem Filmemacher ist unwichtig, das zu klären, scheint mir. Auch tragen die Äußerungen zweier Sachkundiger (Reinhardt Stumm und Werner von Mutzenbecher) nichts zur Klärung des theoretischen Phänomens Farbe bei, Goethe hin, Itten her.

Was Meier wollte, war, einen etwas anderen Film drehen, einen etwas anderen Film über Farbe. Und da konnte er auf keinen besseren Protagonisten treffen, als auf Hans Remond. Möglicherweise war das dem Filmemacher gar nicht bewußt, instinktiv hat er es erspürt.
Ich komme noch mal auf die Szene mit dem Rollwägelchen zurück. Für mich ist es die Szene, die mir Hans Remonds Arbeiten erhellt. Sein Arbeiten mit Farbe, wenn wir so wollen. Ein Umgang mit Farben und Formen, der mich an die Dadaisten erinnert. Schauen wir genau hin, wie er zwischen dem die Baßgeige spielenden Dieter Loew und der zirpenden, gurrenden, glucksenden Stimme von Elisabeth Messmer sein Saxophon beiseite und einen Stuhl scharren und hopsen läßt. Seht her, bedeutet uns der Künstler, das ist Farbe. Jetzt, in diesem Augenblick, ist das meine Farbe. Aber, und das unterscheidet ihn von den leichtfertigen (und bösartigen, wenigstens unartigen) Dadaisten, auf eine sehr inwendige, fast mönchische Weise.

Die weißkalkige, durch die Verfremdung um so lebendiger wirkende Hand über der messingfarbenen Türklinke aus vergangenen Zeiten: das ist FARBE.

Rolf Hannes, Freiburg/Breisgau im April 2012

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