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Aprilprogramm Filmfoyer: TATTOOS IM FILM

THE NIGHT OF THE HUNTER (Charles Laughton)

von: Filmfoyer; aufgeschaltet am 28.03.2014 18:38

Die menschliche Haut wird seit jeher als Leinwand für Tätowierungen benutzt, und auch auf der Leinwand der Filmgeschichte erscheinen Tattoos in vielfältigsten Variationen. Eine Auswahl von fünf Spielfilmen erzählt Geschichten über Tattoos und Tätowierte und wartet mit filmhistorischen Trouvaillen auf.
01.04.: MEMENTO (Ch. Nolan, USA 2000)
08.04.: THE NIGHT OF THE HUNTER (Ch. Laughton, USA 1955)
15.04.: LE TATOUÉ (D. de La Patellière, FR/IT 1968)
22.04.: SIN NOMBRE (C. Fukunaga, Mexiko/USA 2009)
29.04.: CAPE FEAR (M. Scorsese, USA 1991)

Tattoos sind aktuelles Massenphänomen und kultiges Modeaccessoire und gehören zugleich zu den ältesten Handwerkskünsten. In der westlichen Welt waren sie lange als Zeichen sozialer Distinktion und zur Identifizierung gesellschaftlicher Aussenseiter bekannt. Sie waren Medium der Selbst- und Fremdstigmatisierung von Seeleuten, Verbrechern, Prostituierten oder Rockerbanden. Ganz vergessen wird dabei die bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts besonders in Adelskreisen verbreitete Tätowierfreude, welche die heutige Tattoo-Mode wie ein Déjà-vu erscheinen lässt. Tätowierungen erzählen persönliche Geschichten, schaffen Identität und Zugehörigkeit, verschönern, heilen, schützen, sie faszinieren und stossen ab. Als populäre Volkskunst, deren Ikonografie längst nicht mehr mit Subkulturen verbunden wird, ist die Tätowierkultur heute vielfältig und innovativ wie noch nie.

Auch im fiktionalen Film kommen Tätowierungen in zahlreichen Varianten vor. Die Verwendung von Tattoos spiegelt deren gesellschaftliche Bedeutung wie auch stereotype Vorstellungen und zeugt gleichzeitig von ihrer kommunikativen und ästhetischen Kraft. Sie charakterisieren einen Protagonisten oder sorgen für Überraschungen. Diese Wirkung funktionierte vor allem in jener Zeit gut, als sichtbare Tätowierungen noch keine Selbstverständlichkeit waren.

Die in THE NIGHT OF THE HUNTER mit «LOVE» und «HATE» tätowierten Finger der ambivalenten Figur Harry Powell sind ein berühmtes und gern zitiertes Motiv. Powell, dargestellt von Robert Mitchum, demonstriert mit seinen tätowierten Händen in einer zum Klassiker gewordenen Szene den erbitterten Kampf zwischen Gut und Böse.

Die grösste Wirkung entfalten Tätowierungen auf der lebendigen Haut im Spiel zwischen Zeigen und Verbergen. Eine gezielte Inszenierung und die dramatisierte Entblössung der Tattoos erfüllen immer wieder eine wichtige visuelle und spannungsgeladene narrative Funktion. So auch, wenn in der Klamaukserie LE TATOUÉ der grossartige Jean Gabin als alternder Fremdenlegionär einen echten «Modigliani» auf seinem Rücken enthüllt und daraufhin von Louis de Funès, dem listigen Kunsthändler, umgarnt und verfolgt wird. Oder wenn Robert De Niro als psychopathischer Max Cady in Martin Scorseses CAPE FEAR die tätowierten Muskeln seines nackten Oberkörpers spielen lässt.

Tattoos werden für immer und ewig unter die Haut gestochen. Andererseits bleiben sie flüchtig wie das Leben ihrer Träger selbst und verweisen damit auch auf die Vergänglichkeit, auf den eingefangenen Moment und auf Erinnerungen. Um deren Verlust geht es in MEMENTO, in dessen aussergewöhnlicher Erzählstruktur den Tattoos und ihrer Lesbarkeit eine Schlüsselrolle zukommt.

Gerade in aussereuropäischen Kulturkreisen sind Tätowierungen oft Zeichen und stolzer Beweis von Gruppenzugehörigkeit. So auch im südamerikanischen Gesellschaftsdrama SIN NOMBRE, das in der Welt der gewalttätigen Gangkultur der «Mara Salvatrucha» spielt. Der Doppelcharakter der Tätowierung als Stigma und Auszeichnung ist jedoch auch in dieser Kultur relevant.

Die Filmreihe «Tattoos im Film» ist eine Zusammenarbeit von Filmfoyer, Gewerbemuseum und Internationale Kurzfilmtage Winterthur. Sie gehört zum reichhaltigen Veranstaltungsprogramm der laufenden Ausstellung «Tattoo» im Gewerbemuseum Winterthur (bis 9. Juni 2014; www.gewerbemuseum.ch).

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