Love - Oslo Stories

Filmkritik von Walter Gasperi
Dag Johan Haugerud spürt anhand einer Ärztin, die sich fragt, ob sie eine feste Beziehung mit einem geschiedenen Geologen eingehen soll, und einem Krankenpfleger, der per App flüchtige Begegnungen mit Männern sucht, dem Verhältnis von individuellen Sehnsüchten und gesellschaftlichen Normen ebenso wie dem Verhältnis von Liebe und Sexualität nach: Die unaufgeregte Erzählweise und die Offenheit gegenüber dem Thema sorgen dafür, dass der stark gespielte Film nachwirkt.
In seinen "Oslo Stories" will sich der Norweger Dag Johan Haugerud in drei voneinander unabhängigen Filmen mit zentralen menschlichen Gefühlen, mit Sexualität und Identität auseinandersetzen. Wie in einer Versuchsanordnung werden dabei die Gefühle ausgelotet, gleichzeitig sorgen präzise Dialoge, hervorragende Schauspieler:innen und die Einbettung der Handlung im Ambiente der norwegischen Hauptstadt dafür, dass die Geschichten mit Leben erfüllt werden und berühren.
Im Mittelpunkt von "Liebe", dem zweiten Teil der Trilogie, stehen die Urologin Marianne und der Krankenpfleger Tor. Sie arbeiten im gleichen Krankenhaus, gehen privat aber getrennte Wege. Zufällig begegnen sie sich nachts auf einer Fähre. Während sie auf dem Heimweg von einer kleinen Feier bei dem geschiedenen Geologen Ole ist, mit dem ihre Freundin sie verkuppeln will, nützt er die Überfahrt, um mit der App Grindr nach Männern für eine flüchtige Begegnung zu suchen.
Das offene Gespräch bringt Marianne zum Nachdenken. Obwohl sie sich weiterhin mit dem Geologen trifft, lässt sie sich so während der nächsten Überfahrt auf schnellen Sex mit einem verheirateten Handwerker ein. Tor dagegen entwickelt über die Begegnung in der Fähre hinaus tiefere Gefühle für den Psychologen Bjørn, dem er als Patienten im Krankenhaus wieder begegnet.
Dag Johan Haugerud erzählt in langen, weitgehend statischen Einstellungen, in denen er seinen Charakteren viel Raum und Zeit gibt, um über das Verhältnis von Liebe und Sexualität, aber auch über Beziehungen jenseits der gesellschaftlichen Norm zu diskutieren. Nie wird so ein großes Drama aufgebaut, sondern die Erzählweise bleibt immer unaufgeregt.
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