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Silberwald - Premiere in Bern

von: Kino Kunstmuseum; aufgeschaltet am 05.12.2011 16:09

Christine Repond, Schweiz 2011, 85 Min.,
Mit: Saladin Dellers, Naftali Wyler, Christoph Gaugler, MArcus Signer, Dieter Stoll
In ihrem preisgekrönten Drama «Silberwald» greift die Berner Regisseurin Christine Repond ein hoch aktuelles Thema auf: Der Film handelt von drei Jugendlichen im Emmental, die in den Sog von Neonazis geraten. Christine Repond zeigt, wie rechtsradikale Männerbünde für Jugendliche faszinierende Anziehung entwickeln können. Mit überzeugenden neorealistischen Mitteln, mit kluger Konzentration aufs Wesentliche und Gespür für die Befindlichkeit ihrer Hauptfigur erzählt Repond zugleich eine exemplarische Geschichte vom Erwachsenwerden in einem Land der grossen Leere.

Der Titel Silberwald klingt märchenhaft, die Story aber ist es ganz und gar nicht. In winterstarren, kalten Bildern erzählt Christine Repond die Geschichte einer Verführung durch das Böse und lässt zugleich die Möglichkeit einer Läuterung offen.

Im Zentrum stehen der 15-jährige Sascha (Saladin Dellers) und seine Freunde Patrick (Naftali Wyler) und Moni (Basil Medici). Die drei Töfflifreunde leben im Emmental, ihre Freizeit verbringen sie auf den Strassen ihres Dorfs ohne Zentrum, im Wald oder im Jugendtreff. Sie schlagen die Zeit mit sinnlosen Spielen tot, stets kann das Rumhängen in Aggression umschlagen. Als die drei eines Tages auf eine Waldhütte stossen, in der Neonazis ihre Partys feiern, werden sie von deren Licht magisch angezogen. «Das Böse muss sich nicht unbedingt als Satan oder Diabolos zeigen. Es kann auch in Gestalt von Luzifer erscheinen, als Licht in der Dunkelheit», sagt Christine Repond.
Mit ihrem erstaunlichen Spielfilm-Erstling kehrt die Berner Filmerin in die Welt ihrer eigenen Jugend zurück. Die 29-Jährige ist in Münsingen als Tochter eines Arztes aufgewachsen. Nach Filmkursen an den Schulen für Gestaltung in Bern und Basel und einem Stage als Videojournalistin bei TeleBärn zog sie 2004 nach München, wo sie seither auch lebt, um an der privaten Medien-Akademie Macromedia Film zu studieren. «Die Verlockungen der Landschaft, die Enge des Dorfs, die dumpfe Verlorenheit, das habe ich selber alles erlebt», sagt sie. Repond verliess sich aber nicht bloss auf ihre Erfahrungen. Sie recherchierte auch in Berufsfachschulen im Emmental, führte Gespräche mit rund 70 Jugendlichen über Themen wie Erwachsenwerden, Sehnsüchte, ihren Alltag – und ihre Haltung gegenüber Fremden. «Da traten Dinge zutage, die mich schockiert haben.» Obschon viele noch gar nie mit Ausländern in Kontakt gekommen seien, hätten sie schon eine negative Haltung: «Sie haben die Vorurteile zum Teil unkritisch von Eltern oder Grosseltern übernommen oder liessen sich durch die aktuellen Hetzkampagnen der SVP manipulieren.»
Es ist kein freundliches Bild, das Repond vom Emmental zeichnet, im Schweizer Film sonst jene Rückzugsidylle, wo die Herbstzeitlosen blühen. «Die Neonazis sind ein Thema in der Gegend um Konolfingen, wo wir gedreht haben», sagt sie. Doch sie will den Film nicht auf das Thema Rechtsextremismus reduzieren: «Sascha fühlt sich von den Glatzen ja nicht aus politischen Gründen angezogen.» Sie sieht Silberwald vor allem als die Geschichte eines Suchenden. Tatsächlich: Repond greift ein brisantes gesellschaftspolitisches Thema auf, lässt in ihrem Film aber alles Thesenhafte hinter sich. Mit überzeugenden neorealistischen Mitteln, mit kluger Konzentration aufs Wesentliche und grossem Gespür für die Befindlichkeit ihrer Hauptfigur erzählt sie eine exemplarische Geschichte vom Erwachsenwerden in einem Land der grossen Leere. Thomas Allenbach

lspahrSPAMFILTER@kinokunstmuseum.ch
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