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Un Petit Frère

FR 2022, F/d, 116', Regie: Léonor Serraille, mit Annabelle Lengronne, Stéphane Bak, Ahmed Sylla

Un Petit Frère

Streaming - Release: 24.08.23 auf filmingo.ch

Filmkritik von Walter Gasperi

1989 emigriert eine junge Afrikanerin mit ihren zwei kleinen Söhnen nach Frankreich. – Léonor Serraille spannt in drei Kapiteln den Bogen über rund 20 Jahre und erzählt undramatisch, aber dank genauem Blick und authentischen Schauspieler:innen dicht und bewegend von prekären Lebensbedingungen, Mutterliebe und Aufwachsen in der Fremde.

Das retrospektive Voice-over von Ernest leitet Léonor Serrailles nach "Jeune femme" (2017) zweiten Spielfilm ein. Als junger Mann erinnert er sich, wie er als Fünfjähriger mit seinem neunjährigen Bruder Jean und seiner Mutter Rose (Annabelle Lengronne) nach Frankreich kam. Doch nur kurz ist dieses Voice-over, wird in der Folge nur noch am Ende oder am Beginn der drei Kapitel, in die "Un petit frère" gegliedert ist, eingesetzt und abgesehen vom Insert "1989" am Beginn wird es auch keine weitere Zeitangabe geben, obwohl sich die Handlung über rund 20 Jahre spannt.

Steht im ersten, "Rose" überschriebenen Abschnitt die Mutter im Zentrum, so wird in den folgenden der Fokus auf den Brüdern liegen. Nah folgt Kamerafrau Hélène Louvart dieser kleinen Familie, ganz auf sie fokussiert der Film. Wenn die Mutter den beiden Söhnen schon früh einimpft, dass sie nie öffentlich weinen dürfen und Ernest antwortet, dass sie dann wohl nur im Kopf weinen sollen, wird spürbar, wie viele schmerzhafte Gefühle hier verdrängt werden, wie viel Entschlossenheit und Durchhaltevermögen dieses Leben in der Fremde zunächst vor allem von der Mutter verlangt.

Sie selbst arbeitet als Reinigungskraft in Hotels, Unterkunft findet das Trio vorübergehend bei einem afrikanischen Paar. Fast spürbar ist die Enge, in der sie leben und die Hoffnung, dass sich die Bedingungen bald einmal bessern werden und sie sich mehr leisten können.

Die Kinder gehen für Rose über alles. Immer wieder fordert sie sie auf, in der Schule alles zu geben und mindestens gleich gut zu sein wie die anderen. Einzig in der entsprechenden Bildung sieht sie eine Chance, dass Jean und Ernest es einmal besser haben werden. Gleichzeitig möchte sie aber auch ein eigenes Leben führen, geht mehrere Beziehungen mit Männern ein und wird aus Liebe zu dem verheirateten Weißen Thierry mit ihren Söhnen auch von Paris nach Rouen ziehen.

Kein Opfer ist diese von Annabelle Lengronne authentisch und intensiv gespielte Rose, sondern eine Kämpferin, die sich nicht von den äußeren Bedingungen unterkriegen lässt, sondern ihre Freiheit bewahrt und selbst Entscheidungen trifft. Nur angedeutet werden bittere Erfahrungen mit ihren beiden verstorbenen Ehemännern in ihrer afrikanischen Heimat, nochmals wird sie sich aber nicht in diese Abhängigkeit zwängen lassen.
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