Everybody Loves Touda

FR/MA/DK/BE/NL 2024, 103', Regie: Nabil Ayouch, mit Nisrin Erradi, Joud Chamihy, Jalila Talemsi

Everybody Loves Touda

Filmkritik von Walter Gasperi

Eine alleinerziehende marokkanische Mutter träumt von einer Karriere als Sheikha, als Sängerin, die freimütig von Liebe und Begehren, von weiblicher Selbstbehauptung und Widerstand erzählt. Doch in der patriarchal geprägten Gesellschaft kommt sie mit diesen Liedern nicht an: Nisrin Erradi begeistert mit grandioser Stimme und leidenschaftlichem Spiel, doch dramaturgische Schwächen beeinträchtigen den Gesamteindruck.

Wie Touda, unterstützt von Musikern, auf einem nächtlichen Feld singt und tanzt, reißt mit. Sukzessive steigert auch die bewegliche Kamera von Virginie Surdej, die hautnah den Bewegungen der jungen Frau folgt, die Stimmung und in Verbindung mit einem zunehmend schnelleren Schnitt und Nahaufnahmen entwickelt sich ein geradezu ekstatischer Rausch.

Gleichzeitig steigert sich aber auch das Gefühl und die Ahnung einer gewalttätigen Eskalation. Was genau passiert, lässt Nabil Ayouch aber im Dunkeln. Touda ist jedenfalls bald auf der Flucht durch den Wald, wo sie schließlich brutal vergewaltigt wird. Aber auch von dieser erschütternden Erfahrung lässt sie sich nicht unterkriegen, sondern hält an ihrem Traum von einer Karriere als Sheikha fest, die in den mündlich überlieferten, Aïta genannten Liedern freimütig von Begehren und Liebe, aber auch von Widerstand gegen das Patriarchat und Emanzipation singen.

Die verstörende Auftaktszene klärt der französisch-marokkanische Regisseur, dem 2000 mit dem Straßenkinderfilm "Ali Zaoua, Prinz der Straße" der Durchbruch gelang, nicht auf, sondern wird sie so stehen lassen. Ayouch, der zusammen mit seiner Frau Maryam Touzani auch das Drehbuch schrieb, wird sich darauf beschränken, seiner Protagonistin zu folgen, deren Vergangenheit aber aussparen.

Während Touzanis eigene Filme "Adam" (2019) und "Das Blau des Kaftans" (2022) aber durch die Genauigkeit und Sorgfalt in der Auslotung der Figuren und ihrer Gefühle beeindrucken, wirkt in "Alle lieben Touda" vieles grob gestrickt. Ayouch weiß ganz offensichtlich, was er an seiner Hauptdarstellerin Nisrin Erradi hat. Ganz auf sie, auf ihr leidenschaftliches Spiel und ihre grandiose Stimme fokussiert der Film.
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Kritiken 

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- Yannick Bracher für outnow.ch - Guy Lodge für variety.com
  - Wendy Ide für screendaily.com
  - Lovia Gyarkye für hollywoodreporter.com
  - Esther Zuckerman für indiewire.com
  - Fabien Lemercier für cineuropa.org
   
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