The Shameless

CH/FR/BG/TW 2024, OV/df, 115', Regie: Konstantin Bojanov, mit Anasuya Sengupta, Omara, Auroshikha Dey

The Shameless

Filmkritik von Walter Gasperi

Der Bulgare Konstantin Bojanov zeichnet anhand der Geschichte einer Prostituierten und eines Mädchens, das die Mutter ebenfalls für die Prostitution bestimmt hat, ein bedrückendes Bild der Ausbeutung und Unterdrückung der Frauen in Indien: Atmosphärisch dichter und packender Mix aus Sozialdrama und Thriller, der aber nicht frei von dramaturgischen Schwächen ist.

Schon 2012 begann der Bulgare Konstantin Bojanov ("Ave") mit den Recherchen zu einem Dokumentarfilm über Liebe und Sexualität innerhalb der Grenzen des indischen Kastensystems. Dabei stieß er auf die Geschichte einer Devadesi, einer Tempeltänzerin, die von ihrer Familie – wie viele andere Tempeltänzerinnen - in die Sexarbeit gedrängt wurde. Deren enge Beziehung zu einer anderen Sexarbeiterin inspirierte den 57-jährigen Regisseur zur fiktiven Handlung von "The Shameless".

Schon der heftige Einstieg vermittelt Bojanovs genaue Kenntnis des Milieus. Kein distanzierter Blick von außen auf die Abgründe der indischen Gesellschaft ist das, sondern hautnah dran ist der Bulgare und lässt unmittelbar am Schicksal seiner Protagonistin teilhaben.

In einem schäbigen Zimmer reinigt eine Frau ein blutiges Messer, während im Hintergrund ein niedergestochener, schwer übergewichtiger Mann liegt. Durch die engen Gänge des Bordells in Delhi bahnt sich die Frau einen Weg ins Freie, flüchtet mittels Bus und LKW-Mitfahrgelegenheit aus der Metropole in die nordindische Stadt Chhatarpur. Dort landet sie aber sogleich wieder in der Prostitution, scheint dies doch der einzige Weg, Geld zu verdienen.

Eindringlich vermittelt Bojanov den ökonomischen Druck, der der Protagonistin, die sich nach einer hinduistischen Göttin Renuka nennt, in Wahrheit aber eine Muslima ist, jede Chance auf ein Entkommen aus der bedrückenden Situation verwehrt. Zupackend und quasidokumentarisch ist die Erzählweise. Nichts wird hier beschönigt und mit kräftigen Farben und starken Lichtakzenten schafft der Schweizer Kameramann Gabriel Lobos intensive Kinobilder, die zusammen mit den schäbigen Schauplätzen eine dichte Atmosphäre evozieren.

Getragen wird "The Shameless" aber von der großartigen Hauptdarstellerin Anasuya Sengupta. Sie lässt mit ihrem leidenschaftlichen Spiel den Hass dieser Prostituierten auf das ausbeuterische System und die Männer ebenso spüren wie die Furchtlosigkeit und Entschlossenheit, mit der sie ihren Peinigern gegenüber auftritt.

Weil der tote Kunde im Bordell ein Polizeikommissar war, ist sie nun auf der Flucht und wartet auf eine Gelegenheit das Land zu verlassen. In ihrer vorübergehenden Bleibe lernt sie aber den Teenager Devika kennen, die die Mutter und Großmutter im Rahmen des Devadesi-Systems in die Prostitution verkaufen wollen. Rasch entwickelt sich eine intensive Beziehung zwischen den beiden Frauen und Renuka versucht zu verhindern, dass Devikas Leben den gleichen Weg nimmt wie ihr eigenes.
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