Während wir am Schlussabend des 61. Filmfestivals Locarno den GewinnerInnen auf der Piazza Grande applaudieren, beginnt der Erdschatten den Mond zu verdecken. Das Sitzfleisch liegt definitiv wund, die Augen brennen und auch des Klatschens sind wir langsam müde. Es war einmal mehr keine leichte Kost. Haben wir, wie die Festivalleitung betont, neue cineastische Entdeckungen gemacht?
Bestimmt war die lateinamerikanische Filmreihe sehr bereichernd. In meist langsamem Erzählrhythmus werden einfühlsam die Probleme und Sorgen der einfachen Leute geschildert. So wird auch der mexikanische Beitrag "Parque Via" von Enrique Rivero mit dem Goldenen Leoparden geehrt.
Etwas wenig asiatische Filme waren dieses Jahr vertreten, wenn man die beiden starken, in der Nordost-Türkei angesiedelten Wettbewerbsbeiträge „Sonbahar“ (Preis Art & Essai CICAE) und „The Market“ (Bester Schauspieler Tayanç Ayaydin) nicht dazu zählt. In beiden Filmen ist der Hauptprotagonist ein Mann. Die Frauen dienen vor allem nett zu, versprühen bestenfalls etwas Hoffnung. Hier geht es um Ehre, um den Kampf um ein besseres Leben und gegen die schlussendlich immer übermächtigen Oberen, in „Sonbahar“ ist es der Staat, in „The Market“ sind es die Kleinkriminellen. Beide haben ein anscheinend unbezwingbares Netz über die Türkei gespannt.
Was beide Filme auszeichnet, sind neben den rührenden Geschichten die prachtvoll eingefangenen Einstellungen der atemberaubenden anatolischen Landschaften. Alle GewinnerInnen des 61. Filmfestivals Locarno findet ihr hier.
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AUSGEWÄHLTE NEUSTARTS
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Trip To Asia
D 2008, 108 Min., OV/df, Dokumentarfilm, Regie: Thomas Grube, mit Sir Simon Rattle, Berliner Philharmoniker
Pressetext Nach dem Erfolgsfilm RHYTHM IS IT! begleitet Regisseur Thomas Grube die Berliner Philharmoniker auf ihrer Konzerttour durch sechs pulsierende Metropolen Asiens. Der erste Film über das geheimnisvolle Innenleben eines der renommiertesten Orchester der Welt erzählt vom ewigen Widerstreit zwischen Individuum und Gemeinschaft, von der uralten und doch immer wieder neuen Suche nach dem Einklang mit den Anderen – und mit sich selbst.
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Happy-Go-Lucky
UK 2008, 118 Min., OV/df, Regie: Mike Leigh, mit Sally Hawkins, Eddie Marsan, Samuel Roukin, Alexis Zegerman
Pressetext Poppy heisst eigentlich Pauline, sie ist 30 Jahre alt und arbeitet als Grundschullehrerin – und wenn man die junge Frau so sieht, kann man sich keinen besseren Beruf für sie vorstellen. Denn Poppy ist ein stets gut gelauntes, knallbunt gekleidetes Energiebündel, das gerne und viel lacht und unglaublichen Spass am Leben hat.
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Volevo Solo Vivere
I/CH 2006, 79 Min., OV/df, Dokumentarfilm, Regie: Mimmo Calopresti
Pressetext
Neun Italiener, die die Deportation und das Vernichtungslager in Auschwitz überlebt haben; neun Geschichten, die uns die wesentlichen Abschnitte dieser grauenvollen Zeit vor Augen führen: den Erlass der Rassengesetze, die erfolglosen Fluchtversuche, die Deportation, das Auseinanderreissen von Familien, das wunderbare Überleben, die Befreiung mit der Ankunft der Alliierten.
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BEITRÄGE
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Anna inside/out
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