Schon seit fast 30 Jahren beschäftigt sich der in Luzern geborene Claudius Gentinetta mit dem Medium Film. Mit zwölf Jahren realisierte er seinen ersten Trickfilm und seither kann er nicht mehr seine Finger davon lassen. Die sehr zeitintensive Arbeit an den Animationsfilmen vergleicht Claudius Gentinetta mit dem Besteigen eines Berges. Die Gefahr besteht bei längeren Projekten den Gipfel aus den Augen zu verlieren und auf Abwege zu kommen. Oft aber sind es genau die Umwege, die ihn auf die wirklich guten Ideen bringen. Die Frage nach der Motivation ist einfach zu beantworten, die hat er im Blut. Die Spitze des Berges erblickt und erst einmal erreicht, beginnt der Abstieg und mit diesem die ganze Filmpromotion, die ganz schön in die Beine gehen kann. Sein neustes Werk „Die Seilbahn“ lief im Vorprogramm zum Spielfilm „Happy New Year“ von Christoph Schaub. Erzählt wird die Geschichte eines alten Mannes, der sich in einer ramponierten Seilbahn in die Höhe begibt. Ausgelöst durch eine kräftige Prise Schnupftabak, drohen heftige Niesattacken des Mannes die Gondel in ihre Einzelteile zu zerlegen, die er behelfsmässig mit Klebeband wieder zu flicken versucht. Der Film, der in Zusammenarbeit mit Frank Braun verwirklicht wurde, ist gerade erst an den Solothurner Filmtagen in der Kategorie „Bester Trickfilm“ für den Schweizer Filmpreis „Quartz“ nominiert worden und hat auch schon einige Preise an internationalen Festivals gewonnen. Mit seinem Schaffen möchte Gentinetta das Publikum erreichen, will heissen, er würde keine Filme drehen, die sonst niemand versteht. Und dennoch - oder gerade deshalb - hat er sich einen eigenen Stil erarbeitet, der fern vom Mainstream das Publikum zu begeistern weiss. Inzwischen sitzt er auch schon an einem neuen Projekt; ein ganz in schwarzweiss gehaltener Animationsfilm.
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AUSGEWÄHLTE NEUSTARTS
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Der Pfad des Kriegers
D/I/CH 2008, 91 Min., D, Regie: Andreas Pilcher, Dokumentarfilm
Rezension von Walter Gasperi In seinem Dokumentarfilm zeichnet Andreas Pichler das kurze Leben des Südtirolers Michael Nothdurfter nach, der sich vom Theologiestudenten durch persönliche Erfahrungen in Bolivien zum radikalen Befreiungskämpfer wandelte und seinen Einsatz – oder sein terroristisches Engagement? – mit dem Leben bezahlte.
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Snijeg - Snow
Bosnien und Herzegowina 2008, 99 Min., OV/df, Regie: Aida Begic, mit Zana Marjanovic, Jasna Ornela Bery, Sadzida Setic, Vesna Masic
Rezension von Christine Stark „Babu (Papa)“ ruft die junge Frau, und ihre Augen leuchten, als sie errät, wen die Mutter gerade imitierte. Den anderen ist anzusehen, dass dies keine gute Idee war; so ist der Abend auch schnell vorbei. Die Kamera fährt die Gesichter der Anwesenden ab, und schon ist man mittendrin, in der bosnischen Dorfgemeinschaft oder besser in dem, was von ihr übrig blieb: Sechs Frauen, wie sie verschiedener nicht sein könnten, ein alter Mann und fünf Kinder.
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Pausenlos
CH 2008, 85 Min., D/CH-Dialekt, Regie: Dieter Gränicher, mit Karlheinz A. Geissler, Didier Plaschy, Gabriela Bohl
Rezension von Geri Krebs Wir alle leben ein gehetztes Leben, eilen von Termin zu Termin, glauben immer erreichbar sein zu müssen, und irgendwann fragen wir uns, wo eigentlich unsere Zeit hingekommen ist. Der Schweizer Dokumentarfilmer Dieter Gränicher, der 2002 mit „Seelenschatten“ einen grossartigen Film über depressive Menschen realisiert hat, porträtiert in seinem neuesten Filmessay eine Handvoll Leute, die versuchen, einen bewussteren Umgang mit der Zeit zu finden als das Gros der gestressten Zeitgenossen.
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Doubt
USA 2008, 105 Min., OV/df, John Patrick Shanley, mit Meryl Streep, Philip Seymour Hoffman, Amy Adams
Rezension von Cindy Hertach Bronx, 1964: Die Schule und Pfarrei St. Nicholas wird von der strengen Direktorin und Ordensschwester Aloysius geleitet. Mit ihrem drakonischen Regime verschreckt sie Schülerschaft und Mitschwestern gleichermassen. Kein Wunder, dass ihr der neue Pater Flynn schon bald ein Dorn im Auge ist.
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BEITRÄGE
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DIE SEILBAHN/ THE CABLE CAR (2008) von Claudius Gentinetta
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