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Aftersun

GB 2022, OV/df, 98', Regie: Charlotte Wells, mit Paul Mescal, Frankie Corio, Celia Rowlson-Hall

Aftersun

Filmkritik von Walter Gasperi

Ein Vater verbringt mit seiner elfjährigen Tochter eine Urlaubswoche in einem Ferienclub an der türkischen Riviera: Charlotte Wells entwickelt in ihrem Spielfilmdebüt aus einem Nichts an äußerer Handlung, eingebettet in die meisterhaft beschworene Urlaubsstimmung, ein Maximum an feinfühliger und bewegender Figurenzeichnung.

Das Spielfilmdebüt der 35-jährigen Charlotte Wells, die schon 2015 in ihrem intimen elfminütigen Kurzfilm "Tuesday" bewegend von einem Teenager und seiner Sehnsucht nach dem abwesenden Vater erzählte, war 2022 eine der größten Entdeckungen. Auf die Premiere in der Semaine de la critique des Festivals von Cannes folgten zahlreiche weitere Festivaleinladungen und Preise. Die renommierte amerikanische Website Indiewire wählte "Aftersun" ebenso zum besten Film des Jahres wie die britische Filmzeitschrift Sight and Sound und weltweit waren die Kritiker:innen begeistert.

Dass "Moonlight"-Regisseur Barry Jenkins zu den Produzenten von "Aftersun" zählt, verwundert nicht, denn wie der Erfolgsfilm des Afroamerikaners setzt auch die Schottin stark auf das Atmosphärische. Nähe und Intimität erzeugen hier immer wieder die Videoaufnahmen, die die elfjährige Sophie (Frankie Corio) in ihrem Ferienclub in der Türkei von sich und ihrem mit gerade mal 31 Jahren noch sehr jungen Vater Calum (Paul Mescal) macht. Wenig verwunderlich ist es angesichts seines jugendlichen Aussehens, dass andere Gäste ihn einmal für Sophies Bruder halten.

Angesiedelt hat Wells "Aftersun", bei dem man im genauen Blick und der Feinfühligkeit spürt, dass hier auch persönliche Erfahrungen einflossen, in den späten 1990er Jahren. Handys und Smartphones gibt es noch keine. Die Mutter bzw. Ehefrau, die getrennt von Calum lebt, wird aus der Telefonzelle angerufen, statt aufs Display zu schauen, kommunizieren Vater und Tochter noch miteinander.

Dass Sophie ihn immer wieder filmt, nervt Calum zwar, doch Streit gibt es kaum. Einen entspannten Urlaub wollen sie genießen. Nicht viel passiert so: Oft liegt man am Pool, schmiert sich mit Sonnencreme ein, während am Himmel Paragleiter ihre Kreise ziehen. Man taucht bald im Meer und sitzt zum Abendessen und dem üblichen Abendprogramm im Garten des Hotels. Ein Ausflug, zu einem Schlammbad, das schon Kleopatra besucht haben soll, und zu einer antiken Ruine fehlen so wenig wie ein Abend, an dem die Gäste selbst Karaoke singen.

Doch da gibt es dann eben auch noch den Blick und die Begegnungen der von Frankie Corio großartig gespielten Sophie. Denn sie spielt mit älteren Jungs Billard, blickt auf Teenager, die sich am Pool küssen, spielt mit einem gleichaltrigen Jungen ein Videospiel, bis es in der Nacht zu ersten schüchternen Küssen kommt.
Weiter zur ganzen Filmkritik auf film-netz.com

Kritiken

National International
- Chris Schelb für outnow.ch - Barbara Schweizerhof für epd-film.de
- Irene Genhart für cineman.ch - Guy Lodge für variety.com
- Hanspeter Stalder in der-andere-film.ch - Sheri Linden für hollywoodreporter.com
  - Peter Bradshaw für theguardian.com
  - Fionnuala Halligan für theguardian.com
  - Robert Daniels für rogerebert.com
  - Fabien Lemercier für cineuropa.org
   
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