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Les amours imaginaires

CDN 2010, 95 Min., F/d, Regie: Xavier Dolan, mit Niels Schneider, Monia Chokri, Xavier Dolan

Les amours imaginaires

Rezension von Doris Senn

Francis und Marie verlieben sich – in Nico. Mit Haut und Haar. Xavier Dolan erzählt ihre – und andere – Geschichten von der Liebe. Und erfindet dabei das Kino neu.

Francis (Xavier Dolan) und Marie lernen Nico an einer Party kennen. Er ist bildschön. Er ist bezaubernd. Er ist begehrenswert. Sie sind beide hingerissen. Wir sehen seine Mimik und Gestik mit ihren Augen und in Slowmotion, sein Lachen, seine Locken, seinen Blick. Bild für Bild: ein junger Gott. Dazu: Geräusche aus der Küche – Francis und Marie werkeln herum, schneiden Gemüse, den Blick insgeheim auf Nico gerichtet … Eine freche Bild-Ton-Schere und ein kleiner Vorgeschmack darauf, wie Xavier Dolan immer wieder filmische „Regeln“ bricht – wie er atmosphärische Welten kreiert, um sie mit bissiger Ironie zu unterlaufen. In diesem Fall die Gefühlswelt von Francis und Marie: ihr Sehen, ihr Schwelgen, ihr „Schmelzen“ – unterlegt mit den kruden Geräuschen von Schneiden, Wetzen, Hacken… Was braucht es mehr, um in Kürze Wonne und Weh des Sichverliebens zu fassen?

Molekular-Kino

Gerade mal 20 Jahre alt, präsentiert Schauspieler und Regie-Wunderkind Xavier Dolan nach seinem vielfach prämierten Debüt „J'ai tué ma mère“ nun „Les amours imaginaires“. Wie viele Liebesgeschichten hat das Kino schon erzählt? Wie oft von Sehnsucht und Rivalität, von elektrisierender Erotik und bitterer Enttäuschung? Dolan zeigt sich unbekümmert und findet zu diesen ewig aktuellen Themen einen ebenso innovativen wie überraschenden Zugang. Und dies durchaus im Wissen um die grossen Vorläufer: Dolan zitiert, entzieht den Meisterwerken die Essenz – Viscontis „Tod in Venedig“, Wong Kar-weis „In the Mood For Love“ oder Almodóvars „La ley del deseo“ –, um sie als Erinnerung flüchtige Wiedererkennungsmomente lang aufscheinen und dann mit der Textur seiner Erzählung verschmelzen zu lassen.

Liebe zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Was spielt sich ab, wenn wir unversehens unserem Traummann, unserer Traumfrau gegenüberstehen? Was für Eroberungsmechanismen setzen wir in Gang? Wie spüren wir die erotischen Signale auf? Was für welche senden wir aus? „Les amours imaginaires“ illustriert dies nebst der Haupthandlung in einem gewagten Wechsel mit kurzen, dokumentarisch anmutenden Einblendungen, in denen junge Menschen über ihre Liebeserfahrungen reden. Davon, wie sie vergeblich auf ein Zeichen des Angebeteten hofften, wie der Geliebte sich bei Nacht und Nebel mit einer dürftigen Ausrede davonmachte, wie sich die Erinnerungen in Herz und Seele brannten, wie sie den Schmerz heilten…
So erweitert Dolan das Spektrum an Erfahrungen, das die Hauptfiguren durchleben. Insbesondere Francis und Marie, die sich lange davor hüten, ihre Gefühlswelt zu enthüllen. Aber das tut ihr bravouröses Schauspiel ohnehin, ihre Körpersprache, welche die Kamera genussvoll in Szene setzt – unterstützt von der ausgesucht ästhetischen, aber auch witzigen Bildgestaltung (für die Dolan zeichnet) oder vom kommentierenden Einsatz der Musik (etwa „Bang Bang“ von Dalida oder „Viens changer ma vie“ von Renée Martel). Ein Film – ebenso sanft wie leidenschaftlich und tiefgründig. Eine Entdeckung.

   
   

Kritiken

National International
- Manu Höllinger für outnow.ch - Ciprian David für negativ-film.de
- Isabelle Stüssi für züritipp.ch - Irene Genhart für film-dienst.de
  - Liam Lacey für theglobeandmail.com
  - Interview mit Xavier Dolan auf arte.tv
   
Offizielle Website Verleiher
www.lesamoursimaginaires.com www.filmcoopi.ch

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