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Tournée

FR 2010, 111 Min., OV/df, Regie: Mathieu Amalric, mit Mathieu Amalric, Miranda Colclasure, Suzanne Ramsey, Linda Marraccini, Julie Ann Muz, Angela de Lorenzo, Alexander Craven

Tournée

Rezension von Irene Genhart

„Tournée“ von Mathieu Amalric ist ein wunderbar eigenwilliges und sehr französisches Roadmovie, in dem einige der derzeit besten Burlesk-Tänzerinnen auftreten.

In den letzten Jahren hat man Mathieu Amalric vor allem als Schauspieler wahrgenommen: Sein Auftritt als bis aufs eine Augenlid gelähmter Komapatient in Julian Schnabels „Le scaphandre et le papillon“ (2007) ist schlicht phänomenal und der schleimig-joviale Mister Green, als welcher er in Marc Forsters „Quantum of Solace“ (2008) James Bond zu schaffen macht, blieb einem als gerissener Bösewicht in Erinnerung. Doch nun hat sich der umtriebige Franzose, der ursprünglich als Assistent und Requisiteur unter anderem von Regisseuren wie Louis Malle und Alain Tanner zum Film kam, und früher ab und zu schon einen Film drehte, sich zur Abwechslung wieder auf den Regiestuhl gesetzt.

Amerikanische Burlesk-Tänzerinnen auf Tournee

Simpel „Tournée“ titelt sein Film, eröffnete 2010 den Wettbewerb von Cannes und brachte Amalric eine Palme für die beste Regie. Erzählt wird darin eine Geschichte von stillem Zorn und zärtlicher Traurigkeit: Jahre, nachdem der Fernsehproduzent Joachim Zand (Amalric) seiner Heimat, abgebrannt und von Beziehungsproblemen geplagt, den Rücken zuwandte und in die USA auswanderte, kehrt er nach Frankreich zurück. Er tingelt als Impresario mit einer Truppe amerikanischer Burlesk-Tänzerinnen der Küste entlang und durch die Provinz. Die Truppe feiert da und dort ihre kleinen oder grösseren Erfolge und Zand hofft, die Tournee in Paris fulminant zu beenden und so in Frankreich erneut Fuss zu fassen. Doch das ist, wie eine misslich verlaufende Stippvisite in Paris beweist, einfacher geträumt als wahr gemacht. Überhaupt leidet Zand an seltsamer (Selbst-)Überschätzung: Nicht genug laufen seine ihm entfremdeten Kinder, die er für ein Wochenende hütet, plötzlich davon, geben ihm auch seine Tänzerinnen immer wieder zu verstehen, dass er nicht ihr Boss, schon gar nicht der Regisseur ihrer Show ist, sondern allerhöchstens ihr Manager, der Säle und Hotels zu reservieren, Verträge zu unterzeichnen und vor allem ihren Lohn zu bezahlen hat.

Versteckter Charme, starke Darsteller

Eine regelrechte Loser-Story erzählt „Tournée“ also, endet für die Beteiligten ziemlich enttäuschend und ist sicher nicht das ganz grosse Meisterwerk, das die Regie-Palme vermuten lässt. Doch der Film hat versteckten Charme. Er überrascht mit einigen sehr filmischen Sequenzen und er weckt in seiner stillen Melancholie und Verlorenheit Erinnerungen an Federico Fellinis grossartige Zirkus- und Theaterfilme. Seine wahre Stärke aber sind die Darsteller: Mathieu Amalric, der mit glühender Präsenz, bald verschmitzt schwerenötig, bald aufbrausend und zapplig, den an seiner eigenen Unfähigkeit scheiternden Impresario gibt. Vor allem aber die Frauen: Miranda Colclasure, Suzanne Ramsey, Linda Marraccini, Julie Ann Muz und Angela de Lorenzo. Die fünf, auch im wirklichen Leben als Artistinnen unterwegs, treten als Dirty Martini, Kitten on the Keys, Evie Lovelle zum Teil unter ihren richtigen Künstlernamen auf. Sie verströmen herbe Herzlichkeit, stellen unverdrossen üppige Weiblichkeit zur Schau und die Nummern, die sie vorführen, zeugen nicht nur von verspielter Fantasie sondern sind, so etwa die Frau im Ballon, bisweilen auch köstlich grotesk. Und weil die „New Burlesque“ oder „Neo Burlesque“, wie sie auch genannt wird auch eine Gaudi für Frauen sein will, ist in „Tournée“ mit Alexander Craven alias Roky Roulette auch ein hübscher Stripteaser mit von der Partie.

Kritiken

National International
- Michael Sennhauser in sennhausersfilmblog.ch - Joachim Kurz in kino-zeit.de
- Isabel Bures in art-tv.ch - Jonathan Romney in screendaily.com
- Nicolas Jacot in clap.ch - Catherine Shoard in guardian.co.uk
   
Offizielle Website Verleiher
www.tournee-lefilm.com Xenix

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