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The Guantanamo Trap

CH/D/F/CDN 2011, 92 Min., OV/df, Regie: Thomas Selim Wallner, Kamera: Filip Zumbrunn, Stéphane Kuthy, Dokumentarfilm

The Guantanamo Trap

Rezension von Irene Genhart

In „The Guantanamo Trap“ rückt Thomas Selim Wallner die Geschichten dreier Menschen ins Leinwandlicht, deren Leben durch das berühmt-berüchtigte US-Gefangenenlager drastisch aus dem Lot gerieten. Ein ehrenwerter, wichtiger und auch aufrüttelnder Dokumentarfilm.

Guantanamo. Wer weiss schon, wie es in dem berühmt-berüchtigten US-Gefangenenlager der USA wirklich zu und her geht, das Präsident Barack Obama bei seinem Amtsantritt im Januar 2009 binnen Jahresfrist zu schliessen versprach, und das heute, zumindest teilweise, noch immer in Funktion ist? 2002 in einem auf Kuba liegenden Marine-Stützpunkt zum Schutz der USA vor Terroristen erstellt, markiert Guantanamo, wegen heftiger Verstösse gegen die Menschenrechte scharf in die internationale Kritik geraten, heute einen der grössten Schandflecke der US-Geschichte, über den man die volle Wahrheit kaum je erfahren wird. Umso wichtiger ist ein Film wie Thomas Selim Wallners „The Guantanamo Trap“, der am Beispiel von drei Menschen, die sich mit Guantanamo in sehr unterschiedlicher Weise konfrontiert sahen, zumindest ein wenig Licht in diese düstere Angelegenheit bringt.

Zwei Blickrichtungen
Die sich für Wallners Film Rede und Antwort zu stehen bereit erklärten, sind der aus Bremen stammende Muslim Murat Kurnaz, sowie die US-Offiziere Diane Beaver und Matt Diaz. Kurnaz kennt man aus den Schlagzeilen als „Taliban aus Bremen“: Der strenggläubige Muslim hielt sich 2001 als 19-Jähriger in Afghanistan auf, wurde nach den Anschlägen vom 11. September verhaftet, von pakistanischen Beamten dem US-Militär übergeben und von diesen über Kandahar nach Guantanamo gebracht. Unter heute erwiesenermassen falschem Verdacht wurde er dort fünf Jahre lang unschuldig gefangen gehalten, verhört und gefoltert: „Sie wollten mich zum Terroristen machen“, sagt Kurniz in Wallners Film über seine Peiniger von damals. Er ist heute nicht zuletzt dank der Intervention von Angela Merkel wieder ein freier Mann, wird von Guantanamo sichtlich gezeichnet wohl aber kaum je wieder ein normales Leben führen können.

Auf der anderen Seite standen und stehen Beaver und Diaz. Erstere wohnte als Rechtsberaterin Hunderten von Guantanamo-Verhören bei. In die Schlagzeilen geriet Beaver, als Washington auf internationalen Druck hin in Guantanamo aufzuräumen begann, und sie als Verfasserin eines Memos bekannt wurde, das aggressive Verhörmethoden auflistet, welche nach geltendem Recht erlaubt sind. Sie habe anstelle der Regierung Schläge eingesteckt, erzählt die überzeugte Patriotin in „The Guantanamo Trap“ und träumt, unehrenhaft aus der Armee entlassen, davon eine Tagesstätte für Hunde einzurichten. Ähnlich liegt der Fall von Diaz. Diaz kam als Rechtsoffizier nach Guantanamo. Er liess einer Menschenrechtsanwältin von da heimlich eine Namensliste der Inhaftierten zukommen wurde von dieser aber verraten. Diaz wurde in der Folge nicht nur unehrenhaft entlassen, sondern verlor auch sein Anwaltspatent und damit sein Einkommen, zudem ging seine Ehe in die Brüche.

Herausfordernd
Dicht ineinander verflochten stellt Wallner in „The Guantanamo Trap“ die tragischen Schicksale dreier Menschen vor, deren Leben durch Guantanamo eine drastische Wendung nahmen. Der geborene Bayer, der seit zehn Jahren in Kanada lebt, sucht in seinem Film ganz klar die Auseinandersetzung mit einem Thema, das aufzuarbeiten dringend Not tut. Er tut dies leider aber in den Zuschauer höchst herausfordernder, wenn nicht gar überfordernder Weise: Eine übereifrige amerikanische Patriotin; ein selbstmitleidiger Rechtsanwalt, der sich selber nicht zu helfen weiss; dazu ein strenggläubiger Muslim, der keiner Frau die Hand drückt, sowie, als schillernde Nebenfigur, dessen naive und egozentrische Mutter, die den Medien ungewollt zu reisserischen Schlagzeilen verhilft: Das sind nicht Figuren, denen man als Zuschauer leicht sein Herz verschenkt, und sich mit ihnen auseinanderzusetzen erfordert einen hohen Grad an Reflektiertheit und Toleranz. Doch gerade dies macht „The Guantanamo Trap“ besonders sehenswert.

Kritiken

National International
- Eduard Ulrich für cineman.ch - Bob Turnbull für rowthree.com
- Jan Jirát für woz.ch - Joanna Lavoie für insidetoronto.com
- Manu Höllinger für outnow.ch - Norman Wilner für nowtoronto.com
   
Offizielle Website Verleiher
www.guantanamotrap.com Columbus

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