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Sturm

DE/DK/NL 2009, 110 Min., OV/df, Regie: Hans-Christian Schmid, mit Kerry Fox, Anamaria Marinca, Stephen Dillane, Rolf Lassgård, Joel Eisenblätter

Sturm

Rezension von Walter Gasperi

Mit fast dokumentarischer Nüchternheit, aber gerade dadurch packend erzählt Hans-Christian Schmid von einer Anklägerin und einer Zeugin im Den Haager Kriegsverbrechertribunal, die letztlich zum Spielball politischen Taktierens werden.

Mit Handkamera und unruhigen Bewegungen, die die Anspannung der Figuren direkt auf den Zuschauer übertragen, versetzt Hans-Christian Schmid („Lichter“, „Requiem“) das Publikum von der ersten Einstellung an mitten ins Geschehen – und bricht auch schon in der ersten Szene die Erwartungshaltung: Da wird ein Mann zunächst als liebevoller Familienvater präsentiert – und gleich darauf als serbischer Kriegsverbrecher verhaftet.

Ein Insert folgt: „Drei Jahre später“ – und allein dieses Insert macht schon eindringlich deutlich, wie schwierig und aufwändig Prozessvorbereitung und -führung sein müssen. Jetzt aber soll eine Zeugenaussage zur Verurteilung vor dem Den Haager Kriegsverbrechertribunal führen, doch die Verteidigung kann den Zeugen der Anklage der Lüge überführen. Die Anklägerin Hannah Maynard (Kerry Fox) gibt den Fall dennoch nicht auf, stößt in Bosnien zwar auf eine Wand des Schweigens und Einschüchterungsversuche, kann dann aber doch eine in Deutschland lebende Bosnierin für eine Zeugenaussage gewinnen.

Hans-Christians Schmids erster internationaler und grossteils in Englisch gedrehter Film besticht durch den genauen Blick für Situationen und den Verzicht auf emotionales Aufputschen. Präzise und konsequent inszeniert und in jeder Rolle perfekt besetzt erschüttern Szenen wie die Aussage der Zeugin gerade durch ihre fast dokumentarische Qualität. Zudem gelingt es Schmid ebenso souverän wie zwingend die Felder Politik und Recht zu verknüpfen und klar herauszuarbeiten, dass auf internationaler Ebene Gerechtigkeit oft der politischen Zweckmäßigkeit geopfert wird und über das Los des einzelnen Opfers, in diesem Fall das Frauen, die während des Jugoslawienkriegs vergewaltigt wurden, kalt, um nicht zu sagen zynisch, hinweggeschaut wird.

Dass diese Themen nie thesenhaft wirken, sondern durchgängig in der Geschichte und den Figuren aufgehen, Gefühle nie behauptet, sondern unmittelbar spürbar werden, darin liegt eine der grossen Stärken dieses nicht nur vielschichtigen, sondern gerade in seiner Nüchternheit packenden Films.
(Walter Gasperi)

Kritiken

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- Christine Stark in medientipp.ch - Daniel Kothenschulte in fr-online.de
- Corsin Zander in zs-online.ch - Andreas Kilb in faz.net
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  - Ulrich Ladurner in zeit.de
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