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Melancholia

DK 2011, 135 Min., E/df, Regie: Lars von Trier, mit Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg, Alexander Skarsgard, Brady Corbet, Cameron Spurr

Melancholia

DVD - Release: 3.5.2012

Rezension von Irene Genhart

In „Melancholia“ erzählt Lars von Trier vom Weltuntergang. Sein Film, in den Hauptrollen Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg, ist betörend schön.

„2012“ (R. Emmerich, 2004) „Deep Impact“ (M. Leder, 1998), „Armageddon“ (M. Bay, 1998), „The Day After“ (N. Meyer, 1983), „War of the Worlds“ (S. Spielberg, 2005): Die jüngere Filmgeschichte steckt voller Endzeit-Szenarien. Selten allerdings geht die Welt auf der Leinwand so faszinierend schön und betörend majestätisch unter wie in „Melancholia“, dem neuen Film von Lars von Trier. Der Däne hat vor zwei Jahren mit „Antichrist“ ein herb-bitteres Beziehungsdrama vorgestellt, in dem sich der Kampf gegen das Böse exemplarisch in einer einzigen Person manifestiert; ähnlich spiegelt sich das Ende der Welt in „Melancholia“ nun auch im privaten Kleinen.

Justine und Claire
Der Anlage nach ist „Melancholia“ ein Leinwandstück in zwei Teilen. „Justine“ und „Claire“ überschrieben tragen diese die Namen zweier Schwestern, die einander liebevoll zugetan unterschiedlicher nicht sein könnten. Blond, blauäugig und manisch-depressiv scheint die von Kirsten Dunst verkörperte Justine für das wirkliche Leben nicht geschaffen; dunkles Haar, dunkle Augen, aufmerksam-fürsorglich hingegen ist die von Charlotte Gainsbourg gespielte Claire eine erdverbunden-mütterliche Person; Dunst und Gainsbourg als Schwestern zu besetzen ist eine kleine kühne Verwegenheit, die Eltern der beiden, ein im Laufe des Lebens sich und der Liebe abhanden gekommenes Paar, werden eindrücklich gespielt von Charlotte Rampling und John Hurt.

Hochzeit unter ungünstigen Vorzeichen
Das Ende der Welt dann, um es vorwegzunehmen, ist gigantisch und so schön, dass man im Kinosessel sitzt und heult: Gibt es einen Film, den man 2011 gesehen haben muss, dann ist es „Melancholia“! Doch beginnen wir mit dem Anfang: Der zu den Klängen der Ouvertüre von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ im Hochzeitskleid in Zeitlupe durch einen Park schwebenden Kirsten Dunst. Im Bildhintergrund fallen Vögel vom Himmel. Strahlende Blitze zischen aus Dunsts Fingerspitzen. Am Himmel türmen sich Wolken. Hell der Mond, die Sterne. Später treibt Dunst, immer noch im Hochzeitskleid, einen Maiglöckchen-Strauss auf der Brust, in einem Seerosenteich: Endzeitstimmig, magisch, schön ist das. Und oben am Himmel trudelt, zum Filmanfang von blossem Auge kaum erkennbar, ein Planet namens Melancholia der Erde entgegen. Doch noch ist der Zusammenprall der Himmelskörper bloss eine Hypothese und die labile Justine, bemüht das Leben zu (be-)greifen, heiratet auf dem Herrschaftssitz ihres Schwagers ihren Michael (Alexander Skarsgard). Das Fest allerdings steht unter einem ungünstigen Stern: Das Brautpaar bleibt in der langen Stretchlimousine auf dem kurvigen Zufahrtsweg stecken, und wie man mit mehrstündiger Verspätung zum Altar schreitet, ist dies der Auftakt einer bös aus den Ufer laufenden Festlichkeit, bei welcher eine hypokritische Gesellschaft letztlich ihre eigene Auflösung feiert. Wirklich zu amüsieren scheint sich dabei in pervertierter Weise bloss die Braut, die ihren frisch angetrauten Mann bereits in der Hochzeitsnacht betrügt.

Untergang als ewiges Schweigen
Der zweite Teil dann beginnt am Tage nach dem Fest und handelt von den beiden Schwestern, die der Dinge harren, die unweigerlich kommen. Einen stillen Abgang unter den Bediensteten, einen Selbstmord in der Familie, gibt es zu beklagen. Mit dem Teleskop schaut man gegen den Himmel und sieht – metaphysisch, bildergewaltig – das Unheil sich nähern. Die Pferde im Stall sind nervös. Wolken türmen sich. Vögel fallen. Claire sorgt um ihr Söhnchen, wird zunehmend hysterisch; die sonst so lebensuntaugliche Justine aber scheint aufzuleben. Eine düstere Zukunftsvision fürwahr entwirft von Trier in „Melancholia“, sein Film aber wirkt gleichwohl heiter und tröstlich. Denn wo andere Regisseure in Anbetracht solcher Unsäglichkeit hektisch und tosend Massenpanik und Horrorszenarien auf Leinwand rücken, verweilt von Trier wohltuend im kammerspielartig Kleinen. Und da bedeutet der Untergang der Welt folgerichtig nicht mehr, nicht weniger als ewiges Schweigen.
(Irene Genhart)

 

Kritiken

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- Michael Sennhauser in sennhausersfilmblog.ch - Andreas Kilb für faz.de
- Patrick Heidmann für cineman.ch - Anke Westphal für fr-online.de
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Offizielle Website Verleiher
www.melancholiathemovie.com Frenetic

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